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Sensenblätter - Bauarten, Varianten, Qualitäten

Sensenblätter gab es früher in etlichen Größen und Formen. Die Qualität war durchweg gut.
Da seit Anfang der 1980er Jahre dann die Nachfrage ständig gesunken ist, sieht das heutige Marktangebot etwas sehr mager aus.

Verkauft werden derzeit hauptsächlich Billigblätter mit viel zu dickem und lieblos gestanztem Korpus. Diese Produkte sind für ihren gedachten Zweck eigentlich unbrauchbar.
Ja man könnte fast meinen, es gibt sie nur, um sie Laien mit aufkeimendem Interesse am Mähen mit der Sense anzudrehen, sie zu enttäuschen und ihnen dieses "Hirngespinst" möglichst schnell auszutreiben.

Früher gab es in Deutschland etliche Sensenschmieden, die sich mit der hohen Qualität ihrer Produkte sehen lassen konnten.
Stolz prägten sie in die Hamme ihrer Sensenblätter oder oben in den Korpus ihr Firmenzeichen ein. So können viele erhaltene alte Sensenblätter dem Fachmann heute noch eine Geschichte erzählen.

Bild oben: Neue Blätter (65 bis 70cm) der Spitzenklasse, produziert bis in die 1960er Jahre

Ebenso in Größen 60 und 65: Äußerst sorgfältig und dünn ausgeschmiedeter Korpus. Solch eine Qualität ist heute nicht mehr umsetzbar

Als Beispiel für die Geschichte hinter der Hammen-Prägung:
Früher war die Firma Mannus eine eigenständige Sensenschmiede im Sauerland, aus welcher Zeit das Sensenblatt oben wohl stammt.
Irgendwann schloss man sich mit der Firma Cronenberg zusammen. Im Jahr 1961 war dies schon geschehen, wovon das Sensenblatt im oberen Bild ganz oben zeugt. Der Aufkleber nennt sie Jubiläumssense zum 250jährigen Bestehen der Firma Mannus von 1711 bis 1961. Damals war die Prägung dann schon das Logo von Cronenberg. Heute stellt die Firma Mannus, als Tochter von Cronenberg, Fahnenmasten und Stadtmobiliar her, hat aber das uralte Prägelogo von dem Männchen neben dem Tannenbaum (Fischgräte?) beibehalten.

"PERPETUUM MOBILE GEHT ALLEIN" steht auf der Hamme dieses alten und unbenutzten Blattes von höchster Qualität.

Blätter von 80 bis 90 cm, die unteren drei sind unbenutzt. Das mittlere ist schätzungsweise gut 50 Jahre alt, die anderen wesentlich älter. Das oberste und das unterste haben einen kleineren Winkel Alpha (siehe Zeichnung oben), die Hamme steht also weiter nach innen. Sie brauchen einen unten anders gebogenen Sensenbaum.

Kurssensenblätter 60/65, scharf gedengelt, alt und neu gemischt.

Die wohl bekanntesten deutschen Qualitätsblätter. Die Rasierschnitt-Sense von Union (hier in 65,70,75 und 80cm),

und die Hahnkopf-Sense von Union (auch in 65 bis 80 cm). Mittlerweile werden die Union-Blätter von Schröckenfux in Österreich hergestellt.

Neue Blätter der Firma Schröckenfux aus Österreich. Die beiden unteren sind die derzeit recht beliebten Wildwuchs-Blätter ("Streu-, Stauden- oder Silosense") in den Längen 55 und 50cm.

Diese 3 Grassensenblätter von Fux (hier 65er) werden derzeit in Deutschland am häufigsten verkauft.

Sie sind sich sehr ähnlich, nur der Hammenwinkel Beta ist bei dem unteren roten Blatt etwas flacher. Damit passt es auch ohne Keil in einen geschwungenen Schweizer-Worb in größzügiger Länge.

Die Firma Falci in Norditalien ist eine von den drei noch produzierenden Sensenschmieden in Westeuropa. Die beiden Bilder zeigen das Modell 128, ein sehr leichtes Grassensenblatt in den Größen 60 (mit Steinspitze) und 65.

Das Modell 187 ist dem 128 sehr ähnlich, ist jedoch geringfügig schwerer und robuster. Es liegt im Einsatzgebiet zwischen einem guten Grassensenblatt und einem Streuobst-und Staudenblatt wie beispielsweise dem kurzen roten Fux-Blatt.

Die Blätter von Falci gibt es wahlweise auch gedengelt. Dann ist der Dangel so gleichmäßig dünn, dass er mit dem Daumennagel bewegt werden kann. Das bekommt kein anderer Hersteller hin. Damit sind diese Blätter die einzigen Grassensenblätter, die tatsächlich ab Werk mähfertig gedengelt sind.



Sonderblätter:
O
ben ein Linkshänderblatt 65 cm. (Linkshändern kann man bezüglich des Themas Sensen nur raten, sich hier auf rechts umzugewöhnen. Die Auswahl von Blättern für Linkshänder auf dem Markt, ob nun neu oder schon alt, ist derart mager, dass es eine gravierende Einschränkung in den Möglichkeiten bedeutet.)

Ansonsten drei Blätter für den groberen Einsatz, also für holzige Schösslinge.
Mit zunehmender Robustheit:
Staudensensenblatt 50 cm,
Heidesensenblatt 40cm,
Forstkultursense 40cm.

Heidesensen- und Schösslingsblatt von Union, Hahnkopf 45cm, mit Steinspitze (Vollgeschmiedet und ein "Mercedes" unter den Sensenblättern).

Diese 4 schwereren, kürzeren Blätter sind am besten mit einem Stahlbaum zu führen. Ein Holzbaum kann vielleicht brechen, vor allem wenn frontal geschlagen (Nutzung als Machete) und nicht schneidend schräg gemäht wird.

Drei bessere Billigblätter 65 cm, halbgeschmiedet, breiter Korpus, als gröbere Grassense noch tauglich, weil lässt sich mit etwas Vorsicht noch dengeln.
Darunter drei Blätter, vermutlich aus der ehemaligen DDR, Teufelskerl Nr.6 (mittlerweile bei ESW), schmaler Korpus, russische Produktion, gewalzt, sehr leicht und sehr sorgfältig gearbeitet, recht gut zu dengeln.

Sensenblätter Made in USSR/Russia, Nummern 6, 7, 8 und 9. Die Nummern geben die Größe an, allerdings sind die Blätter etwas kleiner als 60er/70er/80er und 90er, wie wir sie hier kennen.
Typisch für die russischen Blätter ist die stärkere Krümmung der Schneide zur Spitze hin, gibt es aber auch bei deutschen und österreichischen Blättern.

Aber auch die breite Hamme mit weitem Halsansatz und der aus dem Hammenende seitlich hochgeschmiedete Dorn sind typisch für diese USSR-Blätter. Sie waren in der früheren DDR weit verbreitet.

 

 

Sensenblätter aus den 1960er bis 1990er Jahren. Einige von ihnen waren damals schon nur noch halbgeschmiedet, weil billiger herzustellen. Gegenüber dem aber, was es heute in Baumärkten meistens gibt, waren diese Blätter noch recht gut.

Teilweise gibt es heute noch Blätter mit den gleichen Namen (etwa Favorit, Rapid, Diabolo, Schwalbensense), was aber keineswegs die gleich Qualität bedeuten muss.

Teilweise sehr alte und stark benutzte, aber durchaus noch mähtaugliche Blätter. Meist stammen sie aus früheren Regionalschmieden.
Ihr Korpus ist oft bis nah an den Rücken heran äußerst dünn und gleichmäßig ausgeschmiedet. Dadurch waren diese Blätter sehr leicht und Jahrzehnte lang gut zu dengeln. - Findet man heute auch bei neuen teuren Blättern nicht mehr.

Zu sehen einige der sicherlich mehr als hundert früher in Deutschland verbreiteten Logos der Sensenschmieden. Jeder Hersteller schlug in die Hamme sein Logo ein.
Diese Prägungen in Sensenblättern waren, lange vor anderen Produkten deutscher Firmen, die ersten Qualitätszeichen der deutschen Industriegeschichte.

Blätter des Herstellers Union, schon vor 100 Jahren in Deutschland weit verbreitet, gibt es noch heute, Alle anderen sind so gut wie verschwunden.


Zur Längs-Krümmung des Blattes und der Schneide.

Ein augenfälliges Merkmal in der Bauart von Sensenblättern ist die oft unterschiedlich starke Krümmung der Schneide in Längsrichtung. Man kann sie mit dem Zirkelmaß angeben, dem breitesten Abstand zwischen Sekante und Schneide, siehe Zeichnung ganz oben.
Zu berücksichtigen ist dabei natürlich auch die Blattlänge und, ob die Krümmung gleichmäßig läuft oder mal engen, mal weiter ist.

Die fünf Blätter im Bild oben (Sekantenlinien mit Holzleisten verdeutlicht) haben eine recht schwache Krümmung.
Am auffälligsten ist dies bei dem Zeitlinger-Blatt unten, das bei einer Schneidenlänge von 74cm nur 3,6cm Zirkelmaß hat. Aber auch das Doppelacht-Blatt ganz oben (4,6cm bei 64cm), das Union-Blatt darunter (4,8cm bei 60cm) und das Rapid-Blatt (bessere halbgeschmiedete Qualität, 3,8cm bei knapp 58cm), bleiben relativ gerade. Auch das USSR-Blatt ist weniger stark gekrümmt, als üblich.

Ziemlich stark gekrümmte Blätter.
Oben: Österreichisches 75er-Blatt nach Entwürfen des österreichischen Sensenvereins geformt (Zirkelmaß 8,0cm bei 67cm Schneide).
Das mittlere Blatt, (Marke Schnitterin, 7,7cm bei 73cm Schneidenlänge) ist kein Reichsformblatt und wohl eher ein Hochrückblatt. Es hat die stärkste Krümmung hinten am Blattbart (Zirkel 7,7cm bei 73cm), ziemlich genau umgekehrt wie bei dem Blatt darüber, einem USSR-Blatt Nr.8 (7,4cm bei 68cm) und dem darunter, einem Russia Nr.8, weniger gekrümmt und 5,9cm bei 70cm. Aber auch das Adlus unten ist recht krumm geschmiedet (5,5cm bei 57cm).

Ich werde natürlich oft gefragt, welche Krümmung der Blattschneide denn besser ist oder schlechter.
Dazu kann ich nur sagen, dies lässt sich nicht eindeutig feststellen. Wenn man bedenkt, dass außerhalb des deutschen Sprachraums stellenweise noch stärker gekrümmte Blätter in Gebrauch sind, so muss es sich überwiegend um kulturelle und an die Geographie angepasste Vorlieben handeln.

Allerdings bestätigt mir ein Bekannter aus Thüringen, dass bei der Verwendung von USSR-Blättern, im Ausklang eines Sensenschwungs links, die äußeren Halme besser erwischt werden können, weil das Blatt diese stärkere Krümmung zur Spitze hin hat.
Eine andere Meinung sagt, dass schwach gekrümmte Blätter eher eine ungenaue Einstellung des Blattes zur Waagrechten tolerieren, bzw. ein wechselndes Steilhalten des Sensenbaums beim Mähen. Dies ließe sich insofern bestätigen, als dass das Blatt des Österreichischen Sensenvereins sehr empfindlich auf eine Abweichung vom richtigen Winkel zur Waagrechten reagieren kann. Ist es zu weit unten, steckt es sich schnell in den Boden, und ist es zu weit oben, mäht nur ein Teil der Schneide das Gras direkt über dem Boden ab.

Meist von Vorteil sind kurze und stärker gekrümmte Blätter für das Mähen in beengten Verhältnissen, dort, wo man keinen richtigen Schwung ausführen kann, oder dort, wo man mit der Spitze arbeiten muss, etwa bei niederliegendem Gras. Ansonsten gelten hier die persönlichen Erfahrungen und Vorlieben.


Zu Schrottblättern:

Leider braucht man eine gewisse Grunderfahrung, um gute und schlechte Sensenblätter unterscheiden zu können. Dann aber braucht man ein Blatt oftmals nur in die Hand zu nehmen, um anhand des Gewichts die Qualität treffend bezeichnen zu können.
Schrottblätter sind tatsächlich nur zum Wegschmeißen geeignet, deshalb nenn ich sie auch so.

Die ersten tauchten bereits vor 20 bis 30 Jahren in Geschäften auf.

Hier zwei noch mit DM-Preisschildern.

Die Aufkleber sind im Prinzip eine Frechheit.

Als Schneide hört der Korpus nur stumpfwinklig angeschliffen auf. Dicke des Stahls nach 5mm einwärts: mehr als 1,5mm

Hammenwinkel sind beliebig, der Rücken hat keine Linie und ist wellig.

Der Korpus ist ungewöhnlich dick und schwer, was Laien zum Irrtum verleitet, dies könne auf Qualität schließen. Auch zeigt er deutliche Beulen und Längsknubbel. Die Unterseite ist nicht durchgehend gewölbt, ja sogar stellenweise nach oben beulig.

Derzeit werden im Internet solche Blätter angeboten, hier 80er.
Von der Form her erinnern sie an USSR- oder russische Blätter, sind aber fast doppelt so schwer wie diese. Sie wurden definitiv nicht vom großen russischen Hersteller Artiz produziert.
Wahrscheinlich stammen sie aus China.

Die Hamme steht mal so, mal so.

Die Tupfung ist nur Dekor ohne Funktion. Auch hier braucht man mit dem Dengeln erst gar nicht anfangen. Diese Korpuskante lässt sich keinesfalls kalt zur intakten Schneide schmieden.
Ich kann nur raten: Bloß nicht kaufen!

Ein Heidesensenblatt dagegen (hier Billigversion) kann ruhig auch etwas grob geschmiedet und schwer sein. Hier kommt es ja weniger auf Schärfe an (wird nicht gedengelt), als auf Stabilität.
- Im Gegensatz zu vollgeschmiedeten Blättern kann hier aber beim Gewaltmähen die Hamme verbiegen.

 

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